Weltfrauentag: Die Hennefer Gründerin Agi Kaplan berichtet über die Gründung ihres Unternehmens coogeecouch und female empowerment in der Arbeitswelt

Initiativen für Gründerinnen und female Entrepreneurship sollen gegenwärtig Frauen Anreize liefern, ihr Vorhaben der Existenzgründung in die Tat umzusetzen. Ziel ist es, Frauen für eine unternehmerische Selbstständigkeit zu motivieren.

Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ins Leben gerufenen Initiative “Frauen unternehmen ” soll Gründerinnen mehr Mut machen, der BDU erklärt in einem Artikel „Warum Frauen sich beim Gründen mehr Zutrauen sollten“ und die Ruhr Universität Bochum bietet für seine Studentinnen eine Summerschool unter dem Leitsatz „FACE your Future! Frauen und Gründung“ an. All diese Initiativen und Veranstaltungen, die explizit das weibliche Geschlecht adressieren, suggerieren, dass Existenzgründung grundsätzlich männlich ist. Fakt ist, dass das Potenzial an Gründerinnen zum aktuellen Zeitpunkt nicht ansatzweise ausgeschöpft wird. Der Anteil an Existenzgründerinnen liegt gerade einmal bei 36 Prozent, der Gründerinnen-Anteil von Startups macht derzeit knapp 16 Prozent aus. Grundsätzlich zeigt sich, dass sich Gründerinnen in vielerlei Hinsicht von männlichen Gründern unterscheiden, in ihren Gründungsvorhaben, wie auch in ihrer Motivation. Viele Gründerinnen sind im Nebenerwerb selbstständig, haben einen geringen Kapital- und Finanzierungsbedarf und sind vor Gründung vermehrt erwerbsinaktiv.

Bei ihrem Konzept orientieren sich Frauen oftmals an sozialen und gesellschaftlichen Problemen. Die Gründungsthemen entwickeln sich aus persönlicher Betroffenheit heraus. Auch bei Agi Kaplan und ihrer Co-Founderin Julia Kutschke, die 2021 coogeecouch, ein Unternehmen für moderne Familienmöbel, gründeten, entwickelte sich die Geschäftsidee aufgrund ihres eigenen Familienlebens. Möbel zu konzipieren, die so vielseitig sind wie das Leben selbst, schaffte so die Idee für coogeecouch. Wie es zu der Gründung kam und was sie von female empowerment hält, verrät uns Agi Kaplan im Interview.

Wie kam es zu der Idee von Coogeecouch?

Ein 40-Jahre alter Klappsessel der Großeltern, der als Übernachtungs-Leihgabe immer mal wieder Einzug hielt und jedes Mal ausdauernde Spielszenarien sowie die Erkenntnis „es braucht so wenig“ auslöste, gab den Ausschlag für die Recherche, welche ähnlichen Produkte es heutzutage auf dem Markt gibt. Wir konnten uns aber mit keiner der angebotenen Lösungen wirklich identifizieren. Zudem kommen die meisten Produkte aus Fernost. Also haben wir beschlossen ein eigenes Möbelstück zu entwickeln, welches unseren Vorstellungen von Design, Qualität & Nachhaltigkeit entspricht und somit in das “Abenteuer Gründung” zu starten.

Ihr seid selbst Mütter von zusammen fünf Kindern im Alter zwischen 1-12 Jahren. Wie bringt ihr Familie und Beruf unter einen Hut?

Das ist uns manchmal auch ein Rätsel. Spaß beiseite – das funktioniert tatsächlich nur, weil wir unsere Arbeitszeit sowie unseren Arbeitsort flexibel einteilen können. Zudem haben wir mitten in der Pandemie gegründet. Das heißt, wir haben über viele Wochen und Monate hinweg ausschließlich digital arbeiten müssen. Zeitweise war das eine echte Herausforderung. Es hat aber auch dazu geführt, dass die digitale Zusammenarbeit von Anfang an als Grundlage etabliert wurde. Dadurch ist man dann nochmal flexibler.

Was würdet ihr anderen Gründerinnen auf den Weg geben?

Da wollen wir ganz ehrlich sein: Man braucht gute Nerven! Wir bezeichnen die letzten zwei Jahre auch gerne als “Achterbahnfahrt”. Darauf sollte man innerlich vorbereitet sein – aber wenn der Wille und die Leidenschaft für die eigene Idee groß sind, dann bekommt man das hin. Auch hier ist Flexibilität wichtig – insbesondere die innere. Wenn etwas nicht so funktioniert wie geplant heißt es umdenken und nicht unterkriegen lassen!

Auf eurer Website heißt es: „Wir glauben an die Zukunft eines dynamischen und flexiblen Arbeitsumfelds, in dem Chancengleichheit, female empowerment und Diversität verstanden und gelebt werden.“ – Was bedeutet female empowerment für euch? Wie lässt es sich in der Arbeitswelt integrieren?

Female Empowerment bedeutet für uns, dass jede Frau die Freiheit haben sollte ihren Lebensweg nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen zu gestalten. Und hierfür die gleiche Anerkennung zu erhalten – sozial und monetär – wie Männer. Insbesondere in der Arbeitswelt können wir das nur erreichen, wenn alte Rollenbilder aufgebrochen werden. Keine Frau sollte heutzutage vor der berühmten “K-Frage: Kind oder Karriere” stehen müssen. Auch hier glauben wir sind die entscheidenden Schlagwörter Flexibilität und Wertschätzung.

Ihr selbst wart schon häufiger Gast in der Denkschmiede Hennef. Welche Möglichkeiten seht ihr für euch und andere Gründer:innen im Coworking?

Wir genießen den direkten persönlichen Austausch untereinander und mit anderen “Co-Workern” sehr. Wenn man viel digital arbeitet, ist das eine schöne Abwechslung und bietet tolle Möglichkeiten sich mit anderen zu vernetzen und auszutauschen. Insbesondere in der Anfangszeit sind solche Begegnungen sehr wertvoll, da sie einem oftmals wichtige Impulse geben können oder auch einfach mal “gut tun”.

https://www.coogeecouch.com